Yoga ist mehr als das Üben irgendwelcher Yoga-Haltungen auf der Matte. Es ist eine Lebenseinstellung. „So weit, so gut. Schon oft gehört, aber was soll das heißen? Und welche Lebenseinstellung überhaupt?“ - denkst Du jetzt vielleicht.
Für mich ist Yoga die Philosophie des Wohlbefindens. Des „Sich-Wohl-Fühlens“. Denn darum geht es beim Yoga im Endeffekt: Dass wir unser Leben so für uns optimieren, dass wir uns wohl fühlen in unserer Haut – und zwar nicht nur auf der Matte, sondern auch und vor allem im Alltag. Dazu gehören die Übungen auf der Matte (die so genannten „Asanas“) genau so wie eine gesunde Ernährung, ein friedvoller und wertschätzender Umgang mit unseren Mitmenschen und uns selbst, ebenso wie das bewusste Lenken unserer Aufmerksamkeit und das Erlernen von Techniken um uns selbst wieder zu spüren – um nur einige wichtige Punkte zu nennen.
In diesem Beitrag möchte ich auf das Thema „Aufmerksamkeit“ etwas näher eingehen, und darauf, wie das bewusste Lenken unserer Aufmerksamkeit ganz praktisch zu einem Leben in „Wohlgefühl“ beitragen kann. Aber zuallererst: Was bedeutet „Aufmerksamkeit“ eigentlich?
Aufmerksamkeit können wir definieren als die Ausrichtung unseres Bewusstseins. Im Alltag ist unsere Aufmerksamkeit oft auf gefühlt tausend Sachen gleichzeitig gerichtet. Warum ist das so? Weil wir das Gefühl haben, so funktionieren zu müssen. Einen Brand nach dem anderen löschen zu müssen, zwischen Arbeit und Familie hin und her hetzen, bis wir oft gar nicht mehr wissen wo „uns der Kopf steht“. Wir neigen dann dazu keins der vielen ToDos auf unserer Liste zu unserer vollen Zufriedenheit abzuarbeiten, sondern haben das Gefühl „nichts richtig auf die Reihe zu kriegen“. Vielleicht kennst Du das auch? Wenn ja, dann bist Du nicht allein! Vielen von uns geht es tagtäglich so.
Dass so ein Alltag nicht nur unserem Körper, sondern auch unserem Geist jede Menge abverlangt und immense Kraft kostet, ist klar. Und dennoch will es uns oft nicht so recht gelingen auszusteigen aus diesem Stress-Karussell. Wir sinken also abends erschöpft auf unser Sofa oder ins Bett um uns auszuruhen von dieser Vielzahl an Aufgaben und Eindrücken. Trotzdem können viele von uns nicht gut schlafen weil es nach so einem Tag schwer fällt abzuschalten.
Wie kann Yoga hier helfen?
Im Yoga versuchen wir unseren Geist mehr zu bündeln. Wir bemühen uns darum, unseren Geist nicht ständig hin und her schweifen zu lassen, sondern gezielt im Hier und im Jetzt zu sein. Das Leben an dem Ort und zu dem Zeitpunkt zu leben, wo es stattfindet, und wahrzunehmen, was ist. Unserem Geist bringt das Entlastung. Unser Geist kann dann ruhiger werden. Er bekommt mehr Klarheit. Diese Klarheit ermöglicht uns dann oft, Dinge ganz anders zu sehen: Weniger bedrohlich, weniger angsteinflößend. Sie ermöglicht uns, ganz andere, bessere Entscheidungen zu treffen. Aufmerksame, bewusste Entscheidungen. Entscheidungen, die nicht nur aus dem Kopf, sondern auch „aus dem Bauch“ kommen.
Für die gezielte Lenkung unseres Bewusstseins gibt es im Yoga wunderbare Techniken. Durch das Üben solcher Techniken gelingt es uns im Alltag weniger zerstreut zu sein, weniger Energie zu verschwenden und es steigert – nicht zuletzt – unsere Konzentrationsfähigkeit, was uns nicht nur privat sondern auch beruflich zugutekommt.
Aber auch unser Körper hat viele Vorteile von unserer Achtsamkeitspraxis: Wenn wir unsere Aufmerksamkeit bewusst in und durch unseren Körper hindurch lenken, dann ermöglicht uns das unseren Körper erst richtig wahrzunehmen. Meist erwarten wir von unserem Körper im Alltag, dass er einfach so funktioniert – ohne Mucken. Aber wehe, wenn er sich dann plötzlich mal an der ein oder anderen Stelle bemerkbar macht – was ganz natürlich ist - dann beschweren wir uns, sind fast beleidigt auf unseren Körper, gehen in Konfrontation mit dem angespannten Muskel, dem schmerzenden Gelenk, dem pochenden Kopfschmerz. Wir wollen das weghaben! Sofort! Wir wehren uns mit all unserer Kraft dagegen. Auch das ist natürlich, aber wenig zielführend. Denn wiederum: Diese Konfrontation kostet uns viel Kraft anstatt uns zu stärken.
Im Yoga lernen wir anzunehmen, was ist.
Im Yoga wollen wir nicht gegen unseren Körper und seine Symptome ankämpfen. Wir wollen aufmerksam in ihn hineinspüren. Wir wollen wahrnehmen und annehmen was ist. Dieses Annehmen ermöglicht es uns, eine tiefgehende Beziehung zu uns herzustellen. Zu unserem Geist, unserer Psyche und unserem Körper. Wir stellen eine Einheit her bzw. nehmen diese Einheit wahr – denn sie existiert ja bereits, aber jetzt sehen wir sie zum ersten Mal auch klar und deutlich, denn: Wir kümmern uns um uns. Wir kümmern uns! Und auf diese Weise kann Heilung geschehen – die Heilung von körperlichen Beschwerden genau so wie die Heilung von psychischen Leiden, denn beides steht ja in engem Zusammenhang.
Also: Nichts wie ab auf die Matte! Worauf wartest Du noch?
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